Systematik
Familie: Holzwespen (Siricidae)
Art: blaue fichtenholzwespe
wissenschaftlicher Name Sirex noctilio (Fabricius, 1773)
rote Liste: N [nicht gefährdet]
Flugzeit:
Jan feb mär apr mai jun jul aug sep okt nov dez
Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Blauen Fichtenholzwespe liegt ursprünglich in der gemäßigten Paläarktis und reicht vom Maghreb über Europa, Sibirien und die Mongolei bis nach Kamtschatka. Dort kommt sie meist in tieferen Lagen vor, in denen Kiefern vorherrschen.

Merkmale

Blaue Fichtenholzwespen besitzen einen stämmigen, zylindrischen Körper ohne Taille, der am Hinterleib spitz zuläuft. Der Körper wird bei den Weibchen 15 – 36 mm, bei den geringfügig kleineren Männchen 9 – 32 mm lang. Beide Geschlechter besitzen lange schwarze, borstenförmige Fühler, die nahe beieinander stehen.

Die Männchen der Blauen Fichtenholzwespe haben einen schwarzen Körper, mit Ausnahme der orangen mittleren Segmente des Abdomens. Die Flügel sind gelblich-durchscheinend, die Antennen sind einheitlich schwarz. Die beiden vorderen Beinpaare sind von gelblich-oranger Farbe, das hintere Beinpaar ist stark verdickt und an Hinterschiene und Tarsus schwarz gefärbt, das Femur ist hingegen orange.
Weibchen sind stahlblau gefärbt und haben einheitlich orange gefärbte Beinpaare und einheitlich schwarze Antennen. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Gemeinen Holzwespe (S. juvencus), die rote Fühlerbasen hat. Auch die Weibchen haben gelbliche Flügelpaare. Auffällig ist vor allem die Scheide am Hinterleib des Weibchens, in der sich der Legestachel verbirgt. Der Stachel ist mit den Mycetangien verbunden, speziellen Organen am Abdomen, in denen das Weibchen zu Oidien (asexuellen Pilzsporen) aufgespaltene Hyphensegmente aufbewahrt. Diese Sporen werden zusammen mit den Eiern im Holz des Wirtsbaumes deponiert, wo sie keimen. Larven und Imagines verfügen über starke Mundwerkzeuge und sind damit in der Lage, sogar Bleiplatten zu durchdringen.
Quellenangabe
Wikipedia
Biologie-Seite
Lebensweise
Die Flugzeit der Imagines beginnt Ende Sommer bis Anfang Herbst, wobei der Zeitpunkt je nach Region und Klima variiert. Die Männchen schlüpfen früher als die Weibchen und bilden Schwärme, die sich rund um Baumwipfel versammeln. Die Weibchen suchen diese Leks auf und paaren sich auf den obersten Trieben mit den Männchen. Anschließend suchen die Weibchen geeignete Wirtsbäume, wobei sie nach Möglichkeit schwache und unter Trockenheit leidende Bäume auswählen. Dabei orientieren sie sich an monoterpenen Kohlenwasserstoff-Verbindungen, die von den Bäumen produziert werden. Bei Stress aufgrund von Trockenheit oder äußeren Verletzungen durchdringen diese Verbindungen osmotische Barrieren und treten an der Borke aus.
Die Weibchen bohren mehrere Löcher durch die Borke bis ins Xylem, in die sie je ein Ei zusammen mit den Sporen des Braunfilzigen Schichtpilzes (Amylostereum areolatum) und einem phytotoxischen Sekret ablegen. Die Löcher verzweigen sich in mehrere Röhren, die strahlenförmig in verschiedene Richtungen führen. Die Eier sind weiß, wurstförmig und 1,0–1,5 mm × 0,2–0,3 mm groß. Kleinere Weibchen können 20, sehr große bis zu 500 Eier ablegen. Nicht in jede Röhre wird ein Ei gelegt, meist entfällt auf jedes Bohrloch nur ein Ei. In das zuletzt gebohrte Loch injizieren die Weibchen nur ihr Sekret und die Pilzsporen. Gesunde Bäume werden zunächst nur über eine Einzelbohrung durch das Sekret geschwächt, bevor die Wespe später zurückkehrt und ihre Eier ablegt. Da den Imagines die Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme fehlt, sind sie auf im Körper eingelagerte Fettreserven angewiesen. In der Regel werden sie nur etwa zwölf Tage alt. Weibchen sterben durch die Anstrengungen der Eiablage oft schon nach drei oder vier Tagen; manchmal inmitten der Eiablage.

Die Blaue Fichtenholzwespe und der Braunfilzige Schichtpilz stehen in einer sehr engen symbiotischen Beziehung zueinander. Die Blaue Fichtenholzwespe ist neben der Gemeinen Holzwespe (Sirex juvencus) und S. nitobei aus Ostasien einer von drei Symbionten des Pilzes, der in erster Linie von ihrer Vektorfunktion profitiert. Daneben schafft die Wespe optimale Bedingungen für den Befall durch den Pilz, indem sie in die tieferliegenden Holzschichten bohrt und den Wirtsbaum schwächt. Der Braunfilzige Schichtpilz hat sich dieser Beziehung evolutionär angepasst und bildet Fruchtkörper nur noch in Ausnahmefällen oder in Kultur aus.

Umgekehrt ist die Blaue Fichtenholzwespe vollständig von ihrem Symbionten abhängig. Ohne die Vorarbeit des Pilzes bei der Zersetzung des Wirtsholzes und der Schwächung des befallenen Baumes kommt die Entwicklung der Larven ins Stocken und bricht ab; wenn sich der Baum von den Auswirkungen des Wespensekrets erholen kann, verharzt er die Fraßgänge und tötet so die Larven. Zudem ermöglicht es erst die vom Pilz ausgelöste Weißfäule den Larven, das Holz aufzuschließen. Dass die Blaue Fichtenholzwespe Mycetangien besitzt, ist eine Konsequenz der starken Bindung aller Holzwespenarten an saprobiontische Pilze und findet sich in der gesamten Familie Siricidae.
 
Sirex noctilio ♀ bei der Eiablage