Systematik
Familie: Faltenwespen (Vespidae)
Art: gemeine wespe
wissenschaftlicher Name Vespula vulgaris (Linnaeus, 1758)
rote Liste:
Flugzeit:
Jan feb mär apr mai jun jul aug sep okt nov dez
Verbreitung
Die Gemeine Wespe ist paläarktisch, von Europa im Westen bis Japan, Korea und den Kurilen im Osten, verbreitet. Frühere Angaben auch aus Nordamerika werden nun anderen Arten der vulgaris-Artengruppe zugeordnet. Die Art wurde vom Menschen nach Island, Südamerika (Argentinien), Australien (Victoria und Tasmanien), Neuseeland verschleppt und eingebürgert, wo sie als invasive Art gilt. Ein Einzelfund in Hawaii wurde seit 1991 nicht wieder bestätigt, so dass die Etablierung der Art dort wohl nicht erfolgreich war. In wärmeren Regionen ihres Verbreitungsgebiets, so im europäischen Mittelmeerraum und in Japan, wird die Art seltener und ist zunehmend auf Gebirgsregionen beschränkt. So ist sie in Indien auf die Himalayaregion im Norden (Himachal Pradesh, Jammu und Kashmir) beschränkt.
Merkmale

Die Königinnen der Gemeinen Wespe werden bis zu 20 mm lang. Die Arbeiterinnen sind mit 11 - 14 mm deutlich kleiner. Die Drohnen erreichen Körperlängen von 13 - 17 mm.

Von der sehr ähnlichen Deutschen Wespe kann die Gemeine Wespe anhand der Zeichnung auf der Stirnplatte (Clypeus) unterschieden werden. Während die Deutsche Wespe dort ein bis drei linienförmig angeordnete, schwarze Punkte oder einen kleinen geraden, oft etwas unterbrochenen schwarzen Strich aufweist, befindet sich auf der Stirnplatte der Gemeinen Wespe ein breiter schwarzer Strich, der sich nach unten hin verdickt. Die gelb-schwarze Hinterleibszeichnung ist sehr variabel und lässt daher keine sichere Artbestimmung zu.
Lebensweise

Die erwachsenen Tiere (Imagines) ernähren sich vorwiegend vegetarisch von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzensäften. Die Larven werden mit zu Brei zerkauten Insekten oder anderem tierischem Eiweiß gefüttert. Bei der Nahrungssuche finden sich die Gemeinen Wespen oft auf Kuchen oder anderen zuckerhaltigen Nahrungsmitteln des Menschen ein und lassen sich von dieser einmal für sich entdeckten Nahrungsquelle nur schwer wieder vertreiben.

Ab Mitte April können begattete Weibchen, die Königinnen, bei der Nest- und Nahrungssuche beobachtet werden. Als Nahrungsquelle dient in dieser Zeit beispielsweise der Nektar von Weidenblüten. Nach etwa zwei bis drei Wochen Nahrungsaufnahme und Nistplatzsuche baut die Gemeine Wespe ihr Nest aus zerkauten, eingespeichelten Holzfasern an dunklen, geschützten Orten.
Oft werden die Nester unterirdisch in Mäuse- oder Maulwurfbauten angelegt, die mit zunehmender Nestgröße erweitert werden. Im Volksmund werden die Bewohner dieser Nester als „Erdwespen“ bezeichnet. Aber auch Dachböden, Rollladenkästen oder andere dunkle Hohlräume an und in Gebäuden werden zum Nestbau genutzt. Das Anfangsnest besteht aus sieben Brutzellen (eine in der Mitte, sechs Zellen darum herum), die kopfüberhängend an die Höhlendecke geheftet und von einer kugelförmigen Nesthülle umgeben sind. Die Gemeine Wespe verwendet für den Nestbau morsches Holz von verrottenden Baumstämmen oder Ästen, wodurch ihr Nest ein helles, beigefarbenes Aussehen bekommt. Die eng verwandte Deutsche Wespe hingegen nagt oberflächlich verwittertes Holz ab (z. B. von Weidepfählen oder Holzzäunen), deswegen ist ihr Nest eher gräulich gefärbt.
Wespenstaat
In die Brutzellen legt die Königin jeweils ein Ei, das sie kurz vor der Eiablage mit Spermien aus dem Receptaculum seminis (Samentasche) besamt, in dem sie einen Spermienvorrat aus dem letzten Herbst mit sich trägt. Die Brutpflege und der Nestbau erfolgen in dieser Phase durch die auf sich gestellte Königin. Die Larven werden von ihr mit einem Brei aus zerkauten Insekten gefüttert. Nach der Fütterung geben die Larven einen zuckerhaltigen Flüssigkeitstropfen ab, der wiederum zur Ernährung der Königin dient und für die Larven die einzige Möglichkeit darstellt, Flüssigkeit abzugeben. Erst kurz vor der Verpuppung geben die Larven Kot ab. So wird verhindert, dass es im Nest durch Verschmutzung mit Ausscheidungen zu Fäulnis kommt. Durch die von der Königin verströmten Pheromone entwickeln sich aus den Larven keine neuen befruchtungsfähigen Weibchen, sondern nur unfruchtbare Arbeiterinnen, an die die Königin den Weiterbau des Nestes und die Nahrungsbeschaffung übergibt. Die Königin widmet sich danach nur noch der Fortpflanzung. Die Arbeiterinnen legen in mehreren Ebenen Brutwaben an.
Ihre Anzahl und damit auch die Größe des Nestes nimmt rasch zu und wächst im Regelfall auf 3.000 bis 4.000 Individuen an, wobei die Nester bis zum Spätsommer kontinuierlich anwachsen. Mit dem Einsetzen der Produktion neuer Geschlechtstiere (in speziellen, etwas vergrößerten Zellen) im Spätsommer oder Frühherbst ist die Maximalgröße erreicht. Von da an nimmt die Individuenzahl rasch ab, da keine neuen Arbeiterinnen mehr produziert werden, bis das Nest im Herbst abstirbt. Die Koloniegröße erreicht etwa 500 bis 5000 Arbeiterinnen, das Nest besitzt dann etwa 3500 bis maximal etwa 15000 Brutzellen. Für Japan werden geringere Maximalstärken, bis 8500 Brutzellen, angegeben. Größere Völker existieren in Neuseeland, wohin die Art vom Menschen verschleppt wurde und wo Völker ausnahmsweise auch überwintern können, hier wurden bis zu 20000 Brutzellen gezählt.
Der gesamte Staat ist arbeitsteilig organisiert, das bedeutet, dass die Individuen entweder mit dem Nestbau, der Zellensäuberung, der Larvenfütterung, der Versorgung der Königin oder der Nahrungsbeschaffung beschäftigt sind. Die Brutpflege ist so intensiv wie bei den Bienen. Anders als bei diesen gibt es bei den Wespen keinen Schwänzeltanz als Kommunikation zu Entfernung und Richtung einer möglichen Futterquelle.
Aufgrund einer verringerten Pheromonabgabe durch die Königin und durch die verbesserte Versorgung der Larven entwickeln sich im Spätsommer oder Herbst fruchtbare Weibchen, die Königinnen der neuen Generation. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Männchen (Drohnen), die nach erfolgter Paarung absterben. Zur Vermeidung von Inzucht verlassen auch einige der Männchen das Nest und suchen nach fruchtbaren Weibchen aus anderen Völkern, um sich mit diesen zu verpaaren.
Quellenangabe
wikipedia