Systematik
Ordnung: Fangschrecken (Mantodea)
Art: europäische gottesanbeterin
wissenschaftlicher Name: Mantis religiosa (Linnaeus, 1758)
rote Liste: III [gefährdet].
Auftreten:
Jan feb mÄr apr mai jun jul aug sep okt nov dez
Verbreitung
Ursprünglich stammt die Art aus Afrika, hat sich aber in der Alten Welt über den gesamten Mittelmeerraum und große Teile Asiens östlich bis nach Japan und bis zu den großen Sundainseln ausgebreitet. In nord-südlicher Richtung reicht ihr Verbreitungsgebiet vom südlichen Westsibirien bis zum Kap der Guten Hoffnung. Durch Verschleppung ist sie inzwischen auch in der Neuen Welt vertreten.

In Mitteleuropa reicht die Verbreitung der Gottesanbeterin – abgesehen von der Exklave Berlin-Schöneberg (52.48N, 13.37E) – lediglich bis zum 51. Breitengrad (südöstliches Polen: Hochfläche von Lublin). Während Mantis religiosa auf der Nordhalbkugel südlich des 46. Breitengrades (46° n. Br.) an geeigneten Örtlichkeiten fast überall vorkommt, ist sie nördlich dieser Linie nur vereinzelt in klimatisch begünstigten Gegenden zu finden. In den letzten Jahren brietet sie sich, auch begünstigt durch den Klimawandel, im Oberrheingraben stärker aus.

Merkmale

Weibchen können bis zu 80 mm lang werden, die Männchen sind deutlich kleiner und erreichen eine Länge bis zu 60 mm. Obwohl alle Tiere flugfähig sind, nutzen hauptsächlich die Männchen ihre Flügel, sowohl zum Fliegen als auch im Rahmen einer Schreckreaktion, bei der sie weit abgespreizt werden. Die Grundfärbung reicht von zartgrün bis braun, auf ehemaligen Brandflächen kann man sogar fast schwarzen Individuen begegnen (Feuermelanismus). An der Basis der Innenseite der Vorderhüften befindet sich ein schwarzer, oft weiß gekernter Fleck, der in der Abwehrhaltung als augenähnliche Zeichnung gezeigt wird (Mimikry). Die unterschiedlichen Färbungsvarianten entstehen nach den einzelnen Häutungen als Anpassung an die Umgebung.

Auffallend sind der verlängerte Halsschild und der große, dreieckige, sehr bewegliche Kopf. Während die beiden hinteren Beinpaare als Schreitbeine gestaltet sind, sind die Vorderbeine zu Fangbeinen umgebildet. Femur und Tibia sind mit Dornen zum Festhalten der Beute besetzt. Zwischen den Facettenaugen befinden sich drei Ocellen, die beim Männchen deutlicher ausgebildet sind und als Merkmal zur Geschlechtsunterscheidung herangezogen werden können.
Lebensweise
Europäische Gottesanbeterinnen sind semelpar, d. h. sie pflanzen sich nur einmal im Leben fort und alle erwachsenen Tiere sterben vor dem Winter, während der Nachwuchs im Larvenstadium überwintert. Wie zahlreiche andere Fangschrecken praktiziert auch die europäische Gottesanbeterin sexuellen Kannibalismus, d. h. das Männchen wird in freier Wildbahn (in bis zu 30 Prozent der Fälle) während oder nach der Paarung vom Weibchen aufgefressen.
Einige Tage nach der Begattung legen die Weibchen 200 bis 300 Eier in einer ca. 4cm langen Oothek ab, die das Gelege durch eine schnell erhärtende, schaumige Eiweißmasse schützt. Die Weibchen suchen sich für die mehrstündige Eiablage in ihrem Revier geeignete Stellen aus, meist klimatisch (Temperatur, Feuchtigkeit) günstige Stellen, an welchen der Nachwuchs nach dem Schlüpfen leicht Nahrung findet. Im Herbst verenden die erwachsenen Tiere, während die Eier mit den Embryonen in den durch ihre spongiöse Schutzhülle ausgezeichnet isolierten Ootheken überwintern. In einem Fall konnte beobachtet werden, wie das Weibchen nach der Eiablage Ende September noch eine Woche in wenigen Metern Entfernung verbracht hat, vermutlich ohne weitere Nahrungsaufnahme, um dann zu sterben. Die etwa 6mm langen Larven schlüpfen im Mai bzw. Juni und durchlaufen zahlreiche Larvenstadien bis zur Geschlechtsreife. Sie häuten sich mindestens fünf mal, größere Weibchen sogar noch öfter, bevor im Hoch- und Spätsommer die ersten erwachsenen Tiere (Imagines) auftreten. Etwa 14Tage nach der Imaginalhäutung werden die Tiere geschlechtsreif.
Lebensraum
m Mittelmeerraum besiedelt die Gottesanbeterin viele unterschiedliche Lebensräume, in Mitteleuropa ist sie dagegen auf ausgesprochene Wärmeinseln beschränkt. Die Bindung an Wärmegebiete ist bedingt durch ein im Frühjahr notwendiges Beuteangebot für die Larven, die Eier dagegen können in Steppengebieten auch Winter mit sehr tiefen Minustemperaturen überstehen (letale Temperatur: −43°C).
Am Oberrhein findet man die Gottesanbeterinnen häufig an Waldrändern, wo sie sich meist gut getarnt an Besenginster, Goldruten und Rainfarn aufhalten. Einzelne Tiere zieht es aber auch in Wohngebiete, wo sie tagsüber in Hecken, insbesondere Kirschlorbeerhecken, Schutz finden. In der Dämmerung und nachts bei Laternenschein, gelegentlich aber auch am Tage, gehen die Tiere auf die Lauer. Sie klettern dabei Gebäudefassaden hinauf, inspizieren die Umgebung und warten auf Beute. Zum Beutespektrum der Gottesanbeterinnen gehören hauptsächlich Heuschrecken, Grillen und Waldschaben. Es werden aber auch andere Insekten und Gliederfüßer erbeutet.
Gewöhnlich sind die Tiere gut getarnt. An Gebäudefassaden ist das nicht unbedingt der Fall. Da sich die relativ großen Insekten nur sehr langsam in der für Lauerjäger typischen Art wackelig fortbewegen oder fast regungslos verharren, und aufgrund ihrer Farbe und Form grünen Laubblättern ähneln, werden sie trotzdem oft übersehen. Die Tiere weisen keinen Fluchtreflex auf. Sollten sie trotzdem aufgeschreckt werden, legen sie ähnlich geflügelter Heuschrecken etwas schwerfällig im Fluge Strecken von etwa 10m zurück.
Quellenangabe
Wikipedia
 
Mantis religiosa ♀