Verbreitung
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Ursprünglich stammt die Art aus Afrika, hat sich aber in der
Alten Welt über den gesamten Mittelmeerraum und große Teile
Asiens östlich bis nach Japan und bis zu den großen Sundainseln
ausgebreitet. In nord-südlicher Richtung reicht ihr
Verbreitungsgebiet vom südlichen Westsibirien bis zum Kap der
Guten Hoffnung. Durch Verschleppung ist sie inzwischen auch in
der Neuen Welt vertreten. |
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In Mitteleuropa reicht die Verbreitung der Gottesanbeterin
– abgesehen von der Exklave Berlin-Schöneberg (52.48N, 13.37E) –
lediglich bis zum 51. Breitengrad (südöstliches Polen:
Hochfläche von Lublin). Während Mantis religiosa auf der
Nordhalbkugel südlich des 46. Breitengrades (46° n. Br.) an
geeigneten Örtlichkeiten fast überall vorkommt, ist sie nördlich
dieser Linie nur vereinzelt in klimatisch begünstigten Gegenden
zu finden. In den letzten Jahren brietet sie sich, auch
begünstigt durch den Klimawandel, im Oberrheingraben stärker
aus. |
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Merkmale |
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Weibchen können bis zu 80 mm lang werden, die Männchen sind
deutlich kleiner und erreichen eine Länge bis zu 60 mm. Obwohl
alle Tiere flugfähig sind, nutzen hauptsächlich die Männchen
ihre Flügel, sowohl zum Fliegen als auch im Rahmen einer
Schreckreaktion, bei der sie weit abgespreizt werden. Die
Grundfärbung reicht von zartgrün bis braun, auf ehemaligen
Brandflächen kann man sogar fast schwarzen Individuen begegnen
(Feuermelanismus). An der Basis der Innenseite der Vorderhüften
befindet sich ein schwarzer, oft weiß gekernter Fleck, der in
der Abwehrhaltung als augenähnliche Zeichnung gezeigt wird
(Mimikry). Die unterschiedlichen Färbungsvarianten entstehen
nach den einzelnen Häutungen als Anpassung an die Umgebung. |
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Auffallend sind der verlängerte Halsschild und der große,
dreieckige, sehr bewegliche Kopf. Während die beiden hinteren
Beinpaare als Schreitbeine gestaltet sind, sind die Vorderbeine
zu Fangbeinen umgebildet. Femur und Tibia sind mit Dornen zum
Festhalten der Beute besetzt. Zwischen den Facettenaugen
befinden sich drei Ocellen, die beim Männchen deutlicher
ausgebildet sind und als Merkmal zur Geschlechtsunterscheidung
herangezogen werden können. |
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Lebensweise |
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Europäische Gottesanbeterinnen sind semelpar, d. h. sie pflanzen
sich nur einmal im Leben fort und alle erwachsenen Tiere sterben
vor dem Winter, während der Nachwuchs im Larvenstadium
überwintert. Wie zahlreiche andere Fangschrecken praktiziert
auch die europäische Gottesanbeterin sexuellen Kannibalismus, d.
h. das Männchen wird in freier Wildbahn (in bis zu 30 Prozent
der Fälle) während oder nach der Paarung vom Weibchen
aufgefressen. |
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Einige Tage nach der Begattung legen die Weibchen 200 bis 300
Eier in einer ca. 4cm langen Oothek ab, die das Gelege durch
eine schnell erhärtende, schaumige Eiweißmasse schützt. Die
Weibchen suchen sich für die mehrstündige Eiablage in ihrem
Revier geeignete Stellen aus, meist klimatisch (Temperatur,
Feuchtigkeit) günstige Stellen, an welchen der Nachwuchs nach
dem Schlüpfen leicht Nahrung findet. Im Herbst verenden die
erwachsenen Tiere, während die Eier mit den Embryonen in den
durch ihre spongiöse Schutzhülle ausgezeichnet isolierten
Ootheken überwintern. In einem Fall konnte beobachtet werden,
wie das Weibchen nach der Eiablage Ende September noch eine
Woche in wenigen Metern Entfernung verbracht hat, vermutlich
ohne weitere Nahrungsaufnahme, um dann zu sterben. Die etwa 6mm
langen Larven schlüpfen im Mai bzw. Juni und durchlaufen
zahlreiche Larvenstadien bis zur Geschlechtsreife. Sie häuten
sich mindestens fünf mal, größere Weibchen sogar noch öfter,
bevor im Hoch- und Spätsommer die ersten erwachsenen Tiere
(Imagines) auftreten. Etwa 14Tage nach der Imaginalhäutung
werden die Tiere geschlechtsreif. |
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Lebensraum |
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m Mittelmeerraum besiedelt die Gottesanbeterin viele
unterschiedliche Lebensräume, in Mitteleuropa ist sie
dagegen auf ausgesprochene Wärmeinseln beschränkt. Die
Bindung an Wärmegebiete ist bedingt durch ein im Frühjahr
notwendiges Beuteangebot für die Larven, die Eier dagegen
können in Steppengebieten auch Winter mit sehr tiefen
Minustemperaturen überstehen (letale Temperatur: −43°C). |
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Am Oberrhein findet man die Gottesanbeterinnen häufig an
Waldrändern, wo sie sich meist gut getarnt an Besenginster,
Goldruten und Rainfarn aufhalten. Einzelne Tiere zieht es
aber auch in Wohngebiete, wo sie tagsüber in Hecken,
insbesondere Kirschlorbeerhecken, Schutz finden. In der
Dämmerung und nachts bei Laternenschein, gelegentlich aber
auch am Tage, gehen die Tiere auf die Lauer. Sie klettern
dabei Gebäudefassaden hinauf, inspizieren die Umgebung und
warten auf Beute. Zum Beutespektrum der Gottesanbeterinnen
gehören hauptsächlich Heuschrecken, Grillen und Waldschaben.
Es werden aber auch andere Insekten und Gliederfüßer
erbeutet.
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Gewöhnlich sind die Tiere gut getarnt. An Gebäudefassaden
ist das nicht unbedingt der Fall. Da sich die relativ großen
Insekten nur sehr langsam in der für Lauerjäger typischen
Art wackelig fortbewegen oder fast regungslos verharren, und
aufgrund ihrer Farbe und Form grünen Laubblättern ähneln,
werden sie trotzdem oft übersehen. Die Tiere weisen keinen
Fluchtreflex auf. Sollten sie trotzdem aufgeschreckt werden,
legen sie ähnlich geflügelter Heuschrecken etwas
schwerfällig im Fluge Strecken von etwa 10m zurück. |
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Quellenangabe |
Wikipedia |
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