Systematik
Familie: Raphidiidae
Art: Kamelhalsfliege
wissenschaftlicher Name Raphidioptera (Martynov, 1938)
rote Liste: N [nicht gefährdet]
Flugzeit:
Jan feb mär apr mai jun jul aug sep okt nov dez
Merkmale

Die Körperlänge der Kamelhalsfliegen beträgt zwischen 8 und 18 mm, bei einigen wenigen Spezies darüber hinaus und in einem Fall sogar bis zu 45 mm. Das auffälligste und namensgebende Merkmal der Kamelhalsfliegen ist das stark verlängerte erste Brustsegment (Prothorax), dem ein langer, abgeplatteter Kopf aufsitzt. Sowohl dieses Segment als auch der Kopf sind auffallend beweglich, eine Modifikation, die ansonsten nur bei den Fangheuschrecken (Mantodea) und den Fanghaften (Mantispa spec.) zu erkennen ist. Er wird oft leicht erhoben und angewinkelt getragen. Die Vorderbeine sitzen im Gegensatz zu den Mantodea oder Mantispidae am Ende des Prothorax auf.

Der Körper ist meist schwarz oder dunkelbraun gefärbt (zum Teil auch mit blauer Beschichtung) und weist auch teilweise metallischen Glanz auf. Am Kopf, am Thorax und am Hinterleib (Abdomen) können gelbe, braune oder weißliche Flecken vorhanden sein. Die vorne liegenden Komplexaugen treten halbkugelig hervor und sind bei den meisten Arten ebenfalls schwarz gefärbt. Zwischen ihnen sind die borstenförmigen, aus 35 bis 75 Gliedern bestehenden Fühler eingelenkt.

Xanthostigma cf. xanthostigma ♂
Die Flügel sind groß und reich geädert, außerdem tragen sie ein deutliches und charakteristisches Flügelmal (Pterostigma). Das ist meist einfärbig, meist dunkelbraun bis hell gelblich, bei wenigen Arten sogar zweifärbig. In der Ruhestellung werden die Flügel dachartig auf dem Hinterleib getragen. Die Tiere haben an ihren Beinen jeweils fünf Fußglieder (Tarsen), wobei das dritte lappig vergrößert ist.
Die Weibchen haben eine auffällige Legeröhre (Ovipositor), die etwa so lang ist wie der Hinterleib selbst. Dabei werden zwei paarige und zu einem Rohr verschmolzene Anhänge (Gonapophysen) des achten Hinterleibssegments von zwei Gonapophysen des neunten Segments umhüllt. Die Legeröhre ist sehr biegsam und beweglich, an der Spitze mit Tastorganen ausgestattet.
Verbreitung
Alle der über 200 bekannten Arten der Kamelhalsfliegen leben in der nördlichen Hemisphäre. Die südlichsten Vorkommen dieser Tiergruppe liegen im Süden Mexikos sowie auf Taiwan, die nördlichsten in Lappland. In Europa findet man etwa 75 Arten, vornehmlich in den Gebirgen Südeuropas. In Mitteleuropa leben nur 16 Arten vor allem in sonnigen Habitaten von der Krautschicht, an Sträuchern bis in die Krone von Bäumen.
Raphidia cf. ophiopsis ♂
Lebensweise

Die Flugzeit der meisten Kamelhalsfliegen liegt in den Monaten Mai bis Juni, sie sind also als frühjahrsaktiv einzustufen, außerdem sind sie tagaktiv. Die ausgewachsenen Tiere leben vor allem im Blattwerk verschiedener Bäume und Büsche und ernähren sich dort räuberisch von verschiedenen Insekten, vor allem Blattläusen. Sie fangen ihre Beute mit den beißenden Mundwerkzeugen vorwiegend durch optisch orientiertes, aktives Suchen an der Vegetation. Die große Beweglichkeit des Kopfes und die verlängerte Vorderbrust erleichtern den Nahrungserwerb.

Die Paarfindung erfolgt vorerst wahrscheinlich chemisch über Pheromone und im Nahbereich optisch. Vor der Paarung erfolgt ein charakteristisches und entscheidendes Vorspiel, bei dem sich die Partner gegenüberstehen, um sich mit den Antennen und auch optisch sichtlich erregt zu registrieren und zu stimulieren. Das Weibchen signalisiert im günstigen Fall schließlich Paarungsbereitschaft durch leichtes Abspreizen der Flügel und Anheben des Abdomens (besonders des Ovipositors), während es sich zur Paarungsstellung vor dem Männchen wendet. Dieses schiebt sich von hinten unter das Weibchen und versucht mit dem extrem nach oben gebogenen Hinterleib das Abdomen des Weibchens zu erreichen. Wenn es gelingt, verhakt es sich mit einem paarigen Klammerorgan an der Geschlechtsöffnung des Weibchens. In der Folge hängt das Männchen während der oft lange dauernden Kopulation mit dem Rücken nach unten am Weibchen (Raphidiidae).
Die Eier werden in Rindenspalten abgelegt, wobei der Ovipositor mindestens bis zur Hälfte in das Substrat eingestochen wird.
Quellenangabe
Wikipedia